Der Umgang mit Demenz umfasst weit mehr als nur die Diagnose selbst. Dr. Sarah Straub hat eine Kurzfilmreihe über das Thema bei der Abschlussveranstaltung der Demenzkampagne der Gesundheitsregionplus im Landkreis Neu-Ulm vorgestellt. Einer dieser Filme wurde in unserem Haus gedreht. Die Filmreihe verleiht den Betroffenen ein Gesicht.
Dr. Sarah Straub bei illerSENIO
Für ihre Kurzfilmreihe "Deine Welt in meiner Welt" war Frau Dr. Sarah Straub auch bei uns und hat einen ihrer Filme gedreht. Hier können Sie sich den Film ansehen.
Premieren von Kurzfilmen in Kinos sind in der Regel nichts Ungewöhnliches. Doch die Präsentation der Reihe „Deine Welt in meiner Welt – Sichtbarkeit schafft Teilhabe“ war ein besonders eindrucksvolles Ereignis. Im Dietrich-Theater Neu-Ulm zeigte Dr. Sarah Straub vier Filme über das Thema Demenz, um den Menschen mit dieser Erkrankung „ein Gesicht“ zu geben und zu verdeutlichen, dass sie ein aktives Leben führen.
„Ich möchte Ihnen die Welt zeigen, wie ich sie mit meinen Augen wahrnehme“, erklärte Dr. Sarah Straub. Über ein Jahr hat sie an diesen Filmen gearbeitet und dabei neue Wege beschritten, nachdem sie bisher vor allem als Liedermacherin und Buchautorin auf das wichtige Thema aufmerksam gemacht hatte. Es ist entscheidend, dass dieses Thema zunehmend in der Gesellschaft Beachtung findet, weshalb Marc Löchner, der Geschäftsstellenleiter der Gesundheitsregionplus, verschiedene Veranstaltungen zu diesem Zweck organisiert hat.
„Wir wollen aufklären und sensibilisieren“, so Löchner. Dabei sei es wichtig, niedrigschwellige Angebote zu schaffen. Dazu gehörten Veranstaltungen wie eine Vorlesung mit Dr. Sarah Straub an der Berufsfachschule für Pflege der Kreisspitalstiftung Weißenhorn. Sarah Straub hat nicht nur über Demenzerkrankungen promoviert und forscht am Universitätsklinikum Ulm, sondern war auch selbst als Angehörige einer erkrankten Person engagiert.
Zusätzlich wurden die demenzfreundlichen Apotheken im Landkreis Neu-Ulm besucht. Aktuell gibt es sieben solcher Apotheken, die nach einer speziellen Schulung in der Lage sind, ihre Kunden kompetent in Fragen rund um Demenz zu beraten. In ihren Kurzfilmen thematisiert Dr. Straub die verschiedenen Stadien und Ausprägungen der Krankheit.
In dem Film, der in unserem Haus gedreht wurde, wird u.a. Anneliese vorgestellt. Sie ist 94 Jahre alt und es gefällt ihr bei uns im Pflegeheim. Sie liest, spielt und singt gerne. Besonders "spaßig" findet sie das wöchentliche Kegeln. Dass es mit der Beweglichkeit nicht mehr so funktioniert wie früher, nimmt sie genauso mit Humor, wie ihre Vergesslichkeit. Schließlich ist sie damit „nicht alleine im Haus“. Auf die Frage, wie alt er sei, antwortet der 84-jährige Leo mit einem schelmischen Lächeln: "24". Er fühlt sich ebenfalls sehr wohl im Pflegeheim und genießt seine Freizeit, in der er gerne Fernsehen schaut und Musik hört. Er hat hier alles, außer seine Frau. Diese ist bereits verstorben. Leo findet, es wäre besser mit Frau, aber, um nochmal zu heiraten, fühlt er sich mit über 80 zu alt. Annelie lebt seit 2018 bei uns. Sie war früher Deutschlehrerin und ist heutzutage glücklich, wenn sie etwas tun kann. Sie liest und rätselt gerne. Besondere Freude macht ihr das Filmteam, auf das sie einen tollen Eindruck macht und zufrieden wirkt.
In anderen Filmen geht es u. a. um Helga, die unter Wortfindungsstörungen leidet und Ute, deren Mann an frontotemporaler Demenz erkrankt ist. Ein vierter Film widmet sich dem Verein Desideria Care, der sich um die Belange pflegender Angehöriger kümmert.
Alle vier Filme sind ab sofort kostenlos auf der Website https://www.deine-welt-in-meiner-welt.de verfügbar und können beispielsweise in Vorträgen, Schulungen oder im Unterricht genutzt werden.
Von der Demenzkampagne und der Veranstaltung zeigten sich auch der ehemalige bayerische Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, sowie die Landrätin Eva Treu beeindruckt: „Wir müssen die Menschen sichtbar machen, ein Bewusstsein für sie schaffen und ihnen Teilhabe ermöglichen“, unterstrich Holetschek. Veranstaltungen wie die der Gesundheitsregionplus und das Engagement von Persönlichkeiten wie Dr. Sarah Straub seien deshalb „von großer Bedeutung und Wert“, so Treu. Bereits bei ihrem ersten Treffen mit Dr. Straub während eines Gesundheitsforums im ersten Halbjahr war Treu von deren Fachwissen und Einsatz so beeindruckt, dass sie die Premiere der Kurzfilmreihe unbedingt besuchen wollte.
Auch die mehr als 100 Gäste im Kino erlebten einen nachdenklichen, aber auch humorvollen Abend, der ihnen deutlich machte, dass Menschen mit Demenz nicht nur auf ihre Erkrankung reduziert werden dürfen, sondern nach wie vor Mütter, Väter, Partner, Freunde und vieles mehr sind.