Trotz Demenz selbstbestimmt leben

Fokusthema 11/2016

Menschen mit demenzieller Erkrankung werden in Bellenberg in zwei ambulant betreuten Wohngruppen ein neues Zuhause finden können. Wie der Geschäftsführer der Caritasvereins gGmbH. Dominik Rommel, Vöhringen, mitteilt, wird mit dieser Einrichtung ein neuer Weg beschritten, der dem Grundsatz folgt „ambulant vor stationär.“ Auch kann es als Pilotprojekt im Landkreis Neu-Ulm bezeichnet werden.

Im Zentrum von Bellenberg ist ein aus drei Baukörpern bestehender Komplex entstanden. Während die beiden äußeren für private Wohnungen konzipiert wurden, ist der mittlere von der Caritas komplett langfristig angemietet worden. Im Bau sind im Erdgeschoss und im ersten Stock je eine ambulant betreut Wohngruppe für je neun Personen. Es gibt Wohnzimmer, sanitäre Einrichtungen, Zimmer für jede Person und das Wichtigste – es wird eine 24-Stunden-Betreuung geben in Zusammenarbeit mit dem ambulanten Pflegedienst, mit den Mietern selbst und deren Angehörigen. „So kann der Alltag gemeistert werden“, sagt Sylvia Benker, Bereichsleiterin für ambulant betreute Wohngruppen.

In zweiten und dritten Geschoss des Gebäudes befinden sich neun Apartments, die für das Projekt „Betreutes Wohnen“ zur Verfügung stehen. Im Haus nebenan gibt es im Erdgeschoss eine Zusatzeinrichtung für die Tagespflege. „Beide Projekte haben für uns eine große Bedeutung“, sagen Sylvia Benker und Dominik Rommel, „die Versorgung von Menschen mit demenzieller Erkrankung stellt im stationären und im häuslichen Bereich häufig eine Versorgungslücke dar. Einerseits körperlich viel zu fit für ein Pflegeheim, aber allein Zuhause geht es auch nicht mehr.“ Mit den ambulant betreuten Wohnformen will die Caritas Menschen mit Demenz eine Möglichkeit bieten, die Gemeinschaft und gleichzeitig Heimat zu empfinden.

Die Tagespflegeeinrichtung in Bellenberg ergänzt das Versorgungsangebot von Illersenio. Bislang war eine Tagespflegeversorgung in den stationären Altenheimen möglich. Dies nennt man „eingestreute Tagespflege“ und bedeutet, der Tagespflegegast kommt für ein paar Stunden in das Pflegeheim und nimmt dort am Stationsalltag teil. Dazu Rommel: „Diese Versorgung im Bereich der Tagespflege ist für uns nicht optimal. Daher haben wir uns entschieden, eine eigenständige Tagespflegeeinrichtung zu eröffnen. Die bietet Menschen Sicherheit, nach eine erfüllten Tag wieder nach Hause gehen zu können.“ Denn auch das wurde bei einem Pressegespräch deutlich, manche Menschen glauben, sie würden nicht mehr abgeholt, was zu Ängsten führt. Mit der Eröffnung der Einrichtungen wird im Frühjahr des kommenden Jahres gerechnet.

Unter Leitung von Sozialfachwirtin Franziska Valenta wird in direkter Nachbarschaft die neue Tagespflegeeinrichtung von Illersenio eröffnet. Diese bietet Platz für täglich 15 Tagesgäste. Fachlich geschultes Personal wird da sein, den Alltag in gemütlicher Atmosphäre verbringen zu können und – das wird besonders betont – den Menschen das Gefühl der Sicherheit und Wertschätzung zu geben. Das Angebot richtet sich vor allem an ältere und pflegebedürftige Menschen, die Zuhause durch die Sozialstation oder Angehörige versorgt werden, aber den Alltag gerne in Gemeinschaft verbringen möchten. Franziska Valenta sagt, „Ziel der Tagespflege ist es, ressourcenorientiert zu arbeiten, Fähigkeiten bei älteren Menschen zu erhalten und zu fördern, damit sie so lange wie möglich im häuslichen Umfeld leben zu können.

Dass inmitten des Landkreises zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz eröffnet werden, ist für Landrat Thorsten Freudenberger eine erfreuliche Nachricht. In einem Schreiben an Dominik Rommel/Caritasverein bringt der Landrat seine Freude zum Ausdruck mit diesen Wohngemeinschaften neue Wege der Versorgung im Bereich der Altenpflege zu beschreiten.

Bellenbergs Bürgermeisterin Simone Vogt-Keller, die zum Ortstermin  gekommen war, bezeichnet das Projekt als „zukunftsorientiert, denn diese Betreuungsform ist eine Ergänzung zu dem, was es schon gibt.“ Damit weist sie auf die 17 bestehenden Einheiten für betreutes Wohnen in der direkten Nachbarschaft hin.

von Katharina Balken